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Auf das Coronavirus vorbereitet

13.03.2020

Auch die finnische Regierung hat nun konkrete Maßnahmen zur Bekämpung des Coronavirus ergriffen.

Die finnische Regierung hat am 12. März 2020 erstmals umfassendere, dennoch aber vergleichsweise wenig restriktive Maßnahmen zur Bekämpfung des Coroanvirus ergriffen. Sie empfiehlt bis Ende Mai alle öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern abzusagen, privaten Veranstaltern wird geraten ebenso zu verfahren. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes dürfen nur noch reisen, wenn es absolut notwendig ist. Von Reisen ins Ausland ist generell abzusehen, rät das Außenministerium.

Gleichzeitig kündigte die Regierung an, einen Zusatzhaushalt für die durch die Corona-Krise verursachten Kosten zu verabschieden, dies allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen. Umfassendere Einschränkungen werde es wegen der volkswirtschaftlichen Folgen nur im Ernstfall - nach sorgfältiger Erwägung geben.

Ende Januar 2020 war Finnland nach Frankreich und Deutschland das dritte Land in der Europäischen Union (EU), in dem die neue Lungenkrankheit nachgewiesen worden ist. Inzwischen wurden mehr als 100 im Labor bestätigte Fälle diagnostiziert, berichtet die finnische Gesundheitsbehörde Terveyden ja hyvinvoinnin laitos (THL). Bisher verliefen die Erkrankungen eher moderat.

Das nordische Land, in dem 5,6 Millionen Einwohner leben, sieht seinen Gesundheitssektor gut aufgestellt:  Die neue sozialdemokratische Regierungschefin Sana Marin hatte in einer Pressekonferenz bereits Ende Februar erklärt, dass Finnland 9 Millionen Euro in den Kampf gegen das Coronavirus investieren wird, und eine Koordinationsgruppe, die in erster Linie für das Monitoring verantwortlich ist, einrichtet. Zudem wird das Land gemeinnützige internationale Organisationen bei der Entwicklung eines Impfstoffs mit 5 Millionen Euro unterstützen, heißt es in der Regierungserklärung vom 12. März 2020.

Wachstumsprognosen nach unten revidiert

Konkrete wirtschaftliche Maßnahmen - wie Liquiditätshilfen für Unternehmen, deren Geschäft von den Folgen der Corona-Epidemie stark betroffen ist, oder ein vereinfachtes Kurzarbeitergeld - hat die Regierung noch nicht angekündigt. Dies wohl auch vor dem Hintergrund, dass im aktuellen Regierungsprogramm bereits Fördermaßnahmen zur Stützung der Wirtschaft in Ausnahmesituationen vorgesehen sind, auch auf diese kann zurückgegriffen werden.

Bereits im Februar hatte die Regierung mitgeteilt, dass sie bereit sei, den Geldhahn aufzudrehen, wenn die Wirtschaft signifikant betroffen wäre. Allerdings sähe sie zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit für weitere Konjunkturprogramme, hatte Finanzministerin Katri Kulmuni gesagt. Sie gab bekannt, dass die Regierung ihr erwartetes Wachstumsziel von einem Prozent für das Jahr 2020 bereits nach unten revidiert hat, Mitte April sollen konkrete Zahlen genannt werden.

Auch der genossenschaftliche finnische Finanzkonzern OP hatte seine Prognose über das finnische Wirtschaftswachstum nach unten korrigiert: von 0,5 auf 0 Prozent. Die vom Coronavirus verursachten Schwierigkeiten für Produktionsketten seien größer als früher geschätzt. Dem Chefökonomen des OP-Konzerns Reijo Heiskanen zufolge gehört Finnland als exportabhängiges Land zu den Ländern, die am meisten leiden. Wenn die Epidemie mehrere Quartale andauert, sei zumindest eine leichte Rezession wahrscheinlich.

Die Ökonomen der Danske Bank (DB) haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum auf 0,3 Prozent heruntergeschraubt, im Dezember 2019 waren sie noch von einem Plus in Höhe von 1 Prozent ausgegangen. Zurückzuführen sei dies vor allem auf den Einbruch des internationalen Handels. Außerdem könne die Produktion leiden, weil Komponenten nicht zugeliefert würden. DB schätzt den Einfluss von Corona auf maximal 0,5 Prozentpunkte des Bruttoinlandsproduktes.

Einzelne Branchen unterschiedlich betroffen

Finanzministerin Katri Kulmuni betonte, dass das Virus bisher den Finanzmarkt beeinflusst habe und es in begrenzter Verbreitung auch die Tourismus- und die Schwerindustrie betrifft. Besonders stark bekommt die nationale Luftverkehrsgesellschaft Finnair die Corona-Krise zu spüren.

Der Carrier ist stark auf Asien ausgerichtet, hier mussten alsbald nach Ausbruch der Krise Flüge gestrichen werden, weil es weniger Passagiere gab. Gleiches galt für Destinationen nach Europa und Russland. Anfang März 2020 schließlich hat die Fluggesellschaft angekündigt, den Flugverkehr nach Europa wegen des Coronavirus um 20 Prozent zu reduzieren. Es wurden insgesamt 2.400 Flüge gestrichen, gleichzeitig wird kleineres Fluggerät eingesetzt. Gar nicht mehr angeflogen werden beispielsweise Bologna, Rom und Stuttgart, vorerst bis Ende April.

Was machen die Firmen vor Ort?

Weitreichende Maßnahmen sind bis dato nicht zu beobachten: In Finnland sind Homeoffice und Telearbeit weit verbreitet, hier können viele Unternehmen im Falle eines Falles sehr leicht auf vorhandene Strukturen aufsetzen. In einigen Firmen werden Dienstreisen restriktiver gehandhabt. Hier und da wird auf das Händeschütteln verzichtet. Die Behörden empfehlen, dass eine einfache Krankmeldung ausreichen sollte - ohne wie sonst üblich - vorher einen Artzt aufsuchen zu müssen.

Auch das Miltiär hat gehandelt: Wegen des Coronavirus hat Finnland keine Soldaten zu einer internationalen Militärübung nach Norwegen gesendet. Die Streitkräfte beteiligen sich auch nicht an der Übung "Cold Response", wie das finnische Militär mitteilt. Ursprünglich sollten 400 finnische Soldaten vom 09. bis 19. März bei dem Manöver dabei sein.

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