Unternehmensumfrage

Finnland hat sich bei deutschen Unternehmen als Standort etabliert und unsere Unternehmensumfrage gibt ein glaubwürdiges Bild über die Standortvorteile Finnlands, die Sichtweise der Branchen auf die aktuelle Situation, die Zukunft und viele Einzelfragen, wie z. B. die Verfügbarkeit ausländischer Arbeitskräfte und der Bedarf an deutscher Sprache.

Die Ergebnisse unserer aktuellen Umfrage 2024 unter deutschen Unternehmen in Finnland zeichnen ein positives Bild des Wirtschaftsstandorts Finnland – 95 Prozent der antwortenden Unternehmen empfehlen Finnland als Standort für ausländische Unternehmen. Finnland war bereits in unseren früheren Umfragen stets führend bei digitalen Kompetenzen und der Qualität der Bildung. Nun bewerten deutsche Unternehmen Finnland sowohl bei den Arbeitskosten als auch bei der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte als wettbewerbsfähiger als Deutschland.

Die Diskussion über den Aufenthaltsstatus ausländischer Arbeitskräfte in Finnland gibt Anlass zur Sorge: Finnland plant, ausländischen Arbeitnehmern im Falle von Arbeitslosigkeit nach drei Monaten den Aufenthaltsstatus abzuerkennen. 59 Prozent der deutschen Unternehmen in Finnland sehen in der Zunahme der Migration einen wichtigen Faktor. Hinzu kommt, dass bei vielen Unternehmen ein erheblicher Teil der Rekrutierungen länger als drei Monate dauert, was angesichts der geplanten Drei-Monats-Arbeitslosigkeitsregelung für ausländische Arbeitnehmer zum Problem werden kann. Den direkten Vergleich mit dem Standort Deutschland gewinnt Finnland bei den meisten abgefragten Faktoren, liegt jedoch u.a. beim Faktor Zugang zu Finanzierung (z.B. Kredite, Investoren) hinter Deutschland. Zu Finnlands spezifischem sicherheitspolitische Länderrisiko äußert nur jedes zehnte deutsche Unternehmen Sorgen.
 

Hintergrundinformationen zur Umfrage

Deutsche Unternehmen sind die drittgrößte ausländische Arbeitgebergruppe in Finnland. Gemessen am Umsatz sind deutsche Unternehmen die zweitgrößte ausländische Unternehmensgruppe in Finnland. Bei den Unternehmen, die an der im Juni 2024 durchgeführten Umfrage teilgenommen haben, handelt es sich sowohl um KMU als auch um börsennotierte Großunternehmen. Allein die Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, beschäftigen in Finnland mehr als 15.000 Mitarbeiter. Die Rücklaufquote liegt bei über 36 Prozent, sodass die Antworten zuverlässig die Ansichten der Wirtschaft widerspiegeln.
 

Deutsche Unternehmen wollen Arbeitsplätze in Finnland schaffen –Infrastruktur und Bildungsniveau gut bewertet

Verglichen mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Finnland geht es den deutschen Unternehmen in Finnland relativ gut. Nur ein Viertel rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang, und selbst in dieser Gruppe planen zwei Drittel weder eine Reduzierung ihrer Investitionen noch des Personals. Knapp ein Drittel stellt mehr Personal ein, nur 11 % der Unternehmen planen im laufenden Jahr einen Personalabbau. Der vorsichtig positive Trend spiegelt sich auch in der Investitionsbereitschaft wider: 23 % planen, mehr Geld zu investieren, 67 % werden den gleichen Betrag wie im Vorjahr investieren und nur 10 % planen, ihre Investitionen in Finnland zu reduzieren.

Sogar 95 % der deutschen Unternehmen in Finnland würden das Land als Standort empfehlen. Vor allem mit der digitalen Infrastruktur sind deutsche Unternehmen in Finnland „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ (insgesamt 98,4 %, 2021: 91 %), zudem mit der Zusammenarbeit mit Behörden (81 %, 2021: 73 %) und dem Niveau der akademischen Ausbildung (83,6 %, 2021: 85 %). Auch mit der Verfügbarkeit von Fachkräften sind sie deutlich zufriedener als zuvor (45,9 %, 2021: 30,0 %).

Die Zufriedenheit mit der Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik hat sich im Vergleich zur Umfrage vor einigen Jahren kaum verändert (43,5 %, 2021: 40 %). Des Weiteren sind deutsche Unternehmen weiterhin mit der Flexibilität des Arbeitsrechts unzufrieden, ebenso wie bereits in der vorherigen Umfrage (39,3 %, 2021: 40,0 %). Auch mit der Höhe der Besteuerung sind die Unternehmen ähnlich unzufrieden wie in der 2021-Befragung (32,0 %, 2021: 29 %).

Nur jedes zehnte Unternehmen macht sich Sorgen über Finnlands spezifische sicherheitspolitische Länderrisiko.
 

Wettbewerbsfähigkeit Finnlands gut – jedoch Mangel an Kapital und Finanzierung

Im direkten Vergleich zwischen Finnland und Deutschland heben die antwortenden deutschen Unternehmen in Finnland vor allem den Grad der Digitalisierung (digitale Kompetenzen von Subunternehmern und Mitarbeitern, industrielle Digitalisierung) und die Aufgeschlossenheit der Verbraucher gegenüber neuen Produkten und Dienstleistungen zugunsten Finnlands hervor. Überraschenderweise wird das Niveau der Arbeitskosten in Finnland inzwischen als besser als in Deutschland wahrgenommen. Der größte Unterschied zeigt sich bei Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen: Beim Zugang zu Finanzmitteln (21,7 % vs. 4,2 %) und bei der Unterstützung ausländischer Investoren (15,8 % vs. 4,2 %) wird Deutschland deutlich besser eingeschätzt.

Vor dem Hintergrund der Wendungen eines Genehmigungsprozesses für ein BASF-Werk im finnischen Harjavalta wurden die deutschen Unternehmen auch nach ihrer Meinung zu Genehmigungsprozessen für Industrieunternehmen befragt. 80 % derjenigen, die von Genehmigungsverfahren für die Industrie betroffen sind, erhoffen sich eine Verbesserung der aktuellen Situation. Nur 16 % halten die Genehmigungsprozesse für vorhersehbar und nur weniger als ein Zehntel (7 %) halten die Prozesse für unkompliziert.

Zu den überraschenden Ergebnissen der Umfrage gehört zudem, dass Finnland nicht nur bei den Arbeitskosten, sondern auch bei der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte derzeit als wettbewerbsfähiger als Deutschland gilt.
 

Fachkräfte-Einwanderung: Herausforderungen behindern Wachstum und erfordern Verbesserungen – Großteil der Unternehmen benötigt für Rekrutierungen mehr als 3 Monate

Den Antworten zufolge behindern Herausforderungen bei der Einwanderung von Fachkräften das Wachstum und erfordern Verbesserungen. 16 % der Unternehmen geben an, dass der Mangel an Fachkräften bereits ihr Wachstum behindert. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (59 %) halten eine Steigerung der Zuwanderung von Fachkräften für ihre Wirtschaftszweig langfristig für wichtig oder sehr wichtig.

Deutsche Unternehmen in Finnland äußerten in der Umfrage zudem ihre Meinung zu einer von der finnischen Regierung vorbereiteten Gesetzesnovelle, wonach Arbeitnehmer aus Drittstaaten, die ihren Arbeitsplatz verlieren, nach einer dreimonatigen Arbeitslosigkeit das Land verlassen müsse. Mehr als ein Viertel der Befragten gibt an, diese Regelung würde sich auf ihr Unternehmen negativ oder sehr negativ auswirken. Nur 6,6 % rechnen mit positiven Auswirkungen. Die dreimonatige Frist ist für viele Unternehmen problematisch: 43 % geben an, dass über die die Hälfte ihrer Rekrutierungsprozesse länger als drei Monate dauern.

Nur fünf Prozent der Unternehmen halten die Einwanderung von Fachkräften nach Finnland für einen unkomplizierten Prozess. Bis zu 63 % der antwortenden Unternehmen erhoffen sich Verbesserungen oder erhebliche Verbesserungen, um die Einwanderung zu erleichtern.
 

Deutsch in Finnland: Arbeitnehmer mit Deutschkenntnissen fehlen in bestimmten Branchen

Ein Zehntel der Unternehmen gibt an, Schwierigkeiten zu haben, deutschsprachige Arbeitskräfte zu finden. Der größte Bedarf besteht bei klein- und mittelständischen Unternehmen. Insbesondere im technischen Bereich (27 %) und im Vertrieb (15 %) besteht der Bedarf an Deutschkenntnissen. Auch im Marketing, Management und der Verwaltung werden Deutschkenntnisse nachgefragt.

Damit bestätigt sich stehender Begriff in Finnland, wonach man in Deutschland auf Englisch einkaufen kann, beim Verkaufen der eigenen Produkte jedoch mit Deutsch den besten Erfolg verzeichnet.

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