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Finnische Außenhandelszahlen 2023 und deutsch-finnischer Handel: Erwartbarer Rückgang als Folge der Weltkonjunktur

15.03.2024

Der finnische Zoll hat Ende Februar die Außenhandelszahlen für den Monat Dezember veröffentlicht – Zeit für unsere Bilanz zum finnischen Außenhandel für das Jahr 2023. Die finnische Außenhandelsstatistik spiegelt eine schwache Weltkonjunktur wider. Im Jahr 2023 ging der Wert der finnischen Gesamtexporte in EU-Länder um 6,4 % zurück. Die Exporte in Länder außerhalb der EU fielen um 7,5 %. Im gleichen Zeitraum verringerten sich die Importe aus EU-Ländern um 13,1 % und die Importe von außerhalb der EU um 22,3 %. Der deutsch-finnische Handel zeigt aber auch Steigerungsraten in bestimmten Produktgruppen.

Von den wichtigsten Exportmärkten Finnlands stiegen lediglich die Warenexporte in die Vereinigten Staaten um 750 Mio. Euro (+8,8 %). Dieser hohe Anstieg ist zurückzuführen auf einen Sonderfaktor, ein 1,5 Mrd. Euro teures Kreuzfahrtschiff, die Icon of the Seas, der Werft Meyer Turku, Tochtergesellschaft der deutschen Meyer-Werft aus Papenburg.

Verschiedene globale ökonomische Phänomen zeigen ihre Wirkung auf den finnischen Außenhandel 2023 – und könnten auch langfristig die finnische Wirtschaft prägen. Der globale Preisanstieg lenkt das Interesse auf Produktionsstandorte wie Finnland mit günstigen Energiepreisen. Die Verfügbarkeit von günstiger und besonders erneuerbarer Energie erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte der energieintensiven Industrien. Zudem bietet der weltweite Bedarf an Rohstoffen Chancen für den finnischen Bergbau. Die Nachfrage rund um die E-Mobilität und Batterien und damit verbundene Investitionen eröffnen Wachstumschancen. Derartige Anzeichen finden sich in der finnischen Handelsstatistik.

Ein Hinweis zu der Statistik: Die Zahlen des finnischen Zolls sind nicht preisbereinigt, d.h. die 2023 schwankenden Preise werden mit den Preisen 2022 zu Zeiten hoher Inflationsraten verglichen. Daher werfen wir in bestimmten Produktgruppen auch einen Blick auf Exportvolumina in Tonnen.

Deutsch-finnischer Handel 2023: Exportsteigerungen in wenigen Produktgruppen

Von den gesamten finnischen Warenexporten gingen im Jahr 2023 10,5 % nach Deutschland. Im Jahr 2022 hatte der deutsche Anteil mehr als 11,5 % betragen. Der Anteil Deutschlands an den finnischen Gesamtimporten lag dagegen bei 15,6 % im Jahr 2023 – eine Steigerung zum Vorjahr um 2,7 Prozentpunkte. Der Wert der von Finnland importierten Waren aus Deutschland ging allerdings zurück auf 11,9 Mrd. Euro, 10,6 % weniger als noch 2022.

Der Wert der finnischen Warenexporte nach Deutschland sank 2023 im Vorjahresvergleich um 15,9 % auf etwas mehr als 8 Mrd. Euro. Allerdings gibt es einen Sonderfaktor in der Produktgruppe Kraftfahrzeuge, der die Gesamtstatistik verzerrt: Der finnische Auftragsfertiger Valmet Automotive produzierte für Mercedes-Benz 2023 ein zwar hochwertiges AMG-Modell, allerdings in deutlich geringerer Stückzahl als die im Jahr zuvor produzierte Modellreihe. Nimmt man den Sonderfaktor Kraftfahrzeuge aus der Statistik heraus, bleibt ein Rückgang von 6,2 % gegenüber dem Vorjahr. Kraftfahrzeugexporte von Finnland nach Deutschland verringerten sich um rund 55 % auf 860 Mio. Euro. Trotz des starken Rückgangs bleiben Kraftfahrzeuge die drittwichtigste Produktgruppe im finnischen Export nach Deutschland. Auf dem ersten Rang liegt die Produktgruppe Metalle und daraus verarbeitete Produkte mit 1,6 Mrd. Euro (ein Rückgang um 16 % gegenüber 2022), auf dem zweiten Rang elektrische Maschinen und Geräte, die im Wert von 1 Mrd. Euro von Finnland nach Deutschland exportiert wurden (+22 % gegenüber 2022).

Der Wert der für Finnland traditionell wichtigen Exportgüter der Forstindustrie – Papier, Pappe und Holz – ging drastisch zurück. Die Zellstoffexporte nach Deutschland sanken um 15 %, Exporte von Papier und Pappe nach Deutschland verringerten sich um 12 %. Die Exporte von Holz und Kork verminderten sich um mehr als ein Drittel. Die Gründe sind vielfältig, allerdings ist ein Faktor grundlegend: Als Folge der Sanktionen gegen Russland importiert Finnland kein Holz mehr aus seinem östlichen Nachbarland. Dadurch wiederum benötigt die finnische Industrie das finnische Holz selbst und exportiert entsprechend weniger.

Andererseits gab es auch große Wertzuwächse: neben den oben genannten elektrischen Maschinen und Geräten (+22%) stiegen auch die Exporte von Messgeräten (+19 %) und Arbeitsmaschinen.

Volumina der Exporte steigen bei energieintensiven Produkten

Die Zahlen des finnischen Zolls sind nicht inflationsbereinigt, d.h. eine Analyse sollte sich nicht ausschließlich auf den Wert der Warenexporte und -importe stützen. Im Jahresverlauf 2023 gab es starke Preisschwankungen, z.B. sanken seit Juni 2023 die Preise der Importe aus Deutschland nach Finnland um mehr als 10 %. Es ist also sinnvoll, auch die Handelsvolumina als Teil der Analyse zu betrachten.

Der mengenmäßige Anteil Deutschlands an allen finnischen Exporten in Tonnen beträgt 8 %. Bei den Importen liegt der Mengenanteil Deutschlands bei etwas über 6 %. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Volumen der Exporte in Tonnen nach Deutschland um 10,1 % und die Importe um 14,6 %.

In bestimmten Kategorien zeigen sich jedoch deutliche Steigerungen der Volumina in Tonnen der finnischen Exporte nach Deutschland: Besonders Stickstoffdünger (+143 %), anorganische Chemikalien (+38 %) und Produkte aus unedlen Metallen (+38 %) wurden verstärkt nach Deutschland ausgeführt, ebenso wie wiederaufladbare Batterien (+13 %). Der letzte Aspekt zeigt den allgemein an Bedeutung gewinnenden Trend zur Elektrifizierung.

Ausblick: Potenziale des finnischen Außenhandels

Finnland investiert stark in die Batterieindustrie und der Bedarf an unedlen Metallen wächst rasant. Mit der Elektrifizierung des Verkehrs wird der Bedarf an Batteriechemikalien und -mineralien stark ansteigen. Zudem entwickelt sich Finnland zu einem Energieexportland aufgrund günstiger Produktionspreise. Auch die Pläne für eine wasserstoffbasierte Energiewirtschaft kommen in Finnland voran. Beide Bereiche erfordern eine erhöhte Produktion von erneuerbarer Energie und entsprechende Investitionen.

Finnlands Exporte nach Deutschland haben unter den hohen Zinsen gelitten, denn finnische Unternehmen sind häufig Subunternehmer deutscher Unternehmen, die Investitionsgüter produzieren – in Zeiten hoher Zinsen sinkt die Rentabilität neuer Investitionen. In diesem Jahr erwartete Zinssenkungen, z.B. durch die EZB, könnten Abhilfe schaffen.

Positive Signale gibt es auch speziell für den deutsch-finnischen Handel: Der Einkaufsmanagerindex der deutschen Verarbeitenden Gewerbes ist seit einem halben Jahr im Aufwärtstrend, zudem stiegen die deutschen Exporte im Januar 2024 um mehr als 6 %. Auch der Ifo-Index, der monatlich über 7.000 deutsche Manager zu Geschäftslage und -aussichten befragt, deutet seit Februar 2024 eine positive Trendwende an.

Mehr Informationen:

Friedrich von der Hagen

+358 50 320 9850

friedrich.vonderhagen(at)dfhk.fi