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Offshore-Wind und P2X aus Finnland – Chancen für Energieunabhängigkeit und grünen Wandel

10.01.2024

Finnland bietet ein besonders günstiges Umfeld für die Entwicklung von Windenergie – und das mit starken Wachstumsaussichten. Diese Fülle an sauberer Energie könnte Finnland zu einem wichtigen Akteur der kommenden Wasserstoffwirtschaft machen. Darüber diskutierten deutsche, finnische und dänische Experten aus Politik und Wirtschaft.

Rund 80 Gäste kamen am 23.11.23 zu unserem Diskussionsforum „Finlandʼs offshore wind & P2X potential“ in Tiedekulma in Helsinki, um die Chancen Finnlands im internationalen Energiesektor gemeinsam mit einer Vielzahl von Experten zu diskutieren. Die deutsche und die dänische Botschaft, Germany Trade and Invest und wir als AHK Finnland hatten zu diesem Forum geladen, um grenzüberschreitende Kooperationen bei Offshore-Windenergie und P2X im Ostseeraum auszuloten. Dies könnte Energieunabhängigkeit, grünen Wandel und die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze in Finnland und der Region fördern.

Finnland #1 in den Nordics bei Wasserstoff

„2030 ist näher als wir denken, wir müssen also heute handeln“, so Matti Malkamäki vom finnischen Wasserstoff-Cluster BotH2nia. Finnland sei Nr. 1 in den nordischen Ländern mit der besten Infrastruktur und den besten Anwendungsfälle, allgemein der attraktivste Investitionsstandort für energieintensive Industrien. 2021 seien 87 % des in Finnland erzeugten Stroms CO2-neutral gewesen, mit 54 % aus erneuerbaren Energien.

Fünf Fakten: Finnischer Wasserstoff für die EU

  1. Finnlands Industrie-Strompreis im 1. Halbjahr 2023: rund 10 Cent/kWh, Deutschland: rund 21 Cent/kWh
  2. Finnland will bis 2030 10 % des EU-Bedarfs an sauberem Wasserstoff decken, die Regierung will Investitionen in die verarbeitende Industrie, hochwertige Exporte wie grünen Stahl sowie synthetische Kraftstoffe Vorgang geben vor dem Export unverarbeiteten Wasserstoffs ins Ausland
  3. Deutschland muss 50-70 % seines Bedarfs 2030 importieren, eine Importstrategie soll noch 2023 kommen
  4. Gasgrid Finland entwickelt im Auftrag des Staates die Wasserstoffinfrastruktur in Finnland und über die Grenzen. Mehrere Wasserstoffpipeline-Projekte laufen, zudem hat die EU drei Anträge für EU-Projekte von gemeinsamem Interesse bewilligt: für Nordic Hydrogen Route, Baltic Sea Hydrogen Collector und Nordic Baltic Hydrogen Corridor
  5. Rund 15 Mrd. Euro Investitionen im Zusammenhang mit emissionsfreiem Wasserstoff (meist Planungsphase) in Finnland zählt der finnische öffentlich-rechtliche Sender YLE

Mehr Zusammenarbeit zwischen Finnland und Deutschland

Erneuerbare Energien bieten Chancen zur Vertiefung der europäischen Beziehungen, so die These der ersten Podiumsdiskussion, an der politische Vertreter Dänemarks, Deutschlands und Finnlands teilnahmen. „Wenn Finnland konstant 10 % (des EU-Bedarfs an sauberem Wasserstoff) liefert, sollten unsere Länder wirklich zusammenarbeiten“, so Dr. Gunther Grathwohl vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Etwa 100-130TWh grünen Wasserstoff benötige Deutschland im Jahr 2030, für Industrie, Verkehr, Luftfahrt, aber auch Kraftwerke, 50-70 % dieses Bedarfs müsse man importieren.

Energie bedeute Sicherheit und Sicherheit brauche Energie, so Jesper Stig Andersen von der Dänischen Botschaft. Die EU müsse ihre Infrastruktur sichern, der politische Wille zur Zusammenarbeit sei da.

Zu klären sei die Frage, was alle EU-Länder letztlich als „erneuerbar“ verstünden, so Timo Ritonummi vom finnischen Wirtschafts- und Arbeitsministerium. CO2-freier Wasserstoff, auch aus Atomkraft, könne den „grauen“, fossil hergestellten Wasserstoff nach und nach ersetzen.

Große Potenziale für Wirtschaft und Export

Offshore-Windkraft- und P2X entwickeln mit mehr Zusammenarbeit im Ostseeraum – so lautete das Thema des zweiten Podiums, auf dem Wirtschaftsvertreter der drei Länder diskutierten. Es brauche staatliche Ziele und Infrastruktur, so Thomas Koopmann von Copenhagen Infrastructure Partners. In Finnland könnten diese nicht ohne das Engagement der Regierung vorankommen. Dann sehe er große Potenziale für die Wirtschaft und den Export.

Viele Jobs in der P2x-Branche für Ingenieure und Facharbeiter erwartet Peter Plesner vom deutschen Unternehmen Electrochaea. Die Schwer- und die chemische Industrie hätten genügend Nachfrage für sauberen Wasserstoff.

Wasserstoffwirtschaft braucht Finanzierung

Die Infrastruktur werde kommen, so Olli Sipilä, Chef von Gasgrid Finland Oy. Vor 1,5 Jahren habe man sich noch gefragt, ob man bis 2030 ein H2-Netz brauchen werde. Jetzt gehe es bereits darum, wie man bis 2030 ein nationales Netz aufbauen könne. Eine Energiewende mit Hilfe von Wasserstoff voranzutreiben, brauche den Aufbau eines Ökosystems, so Marjana Jovicic-Tampier vom deutschen Beratungsunternehmen Horvath & Partner. Aber es brauche auch die nötigen Finanzierungsinstrumente, die EU plane z.B. eine sogenannte European Hydrogen Bank.

Eine Wasserstoffwirtschaft ist möglich, so Olli Sipilä zum Abschluss der Diskussion. Die Technologien stünden zur Verfügung. Diese Energiewende werde wettbewerbsfähige Gesellschaften hervorbringen. Es gebe gute Zukunftschancen, auch für jeden Einzelnen von uns.

Mehr Informationen:

Lotta Westerlund

+358 40 779 9728

lotta.westerlund(at)dfhk.fi