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Ausblick: Was bedeuten die Ergebnisse der Bundestagswahl für den H2-Hochlauf

28.02.2025

Wasserstoff wird einer der Schlüssel der deutschen Energiewende bleiben – so lautet das Fazit, nachdem die Ergebnisse der Wahlen zum neuen deutschen Bundestag feststehen. Zudem errechnet eine neue Studie wenige Tage nach der Bundestagswahl – „die Energiewende ist für Deutschland bezahlbar“.

Gute Nachrichten für die europäische H2-Wirtschaft mit Blick auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland: Wasserstoff wird ein zentrales Thema der deutschen Wirtschaftstransformation bleiben. So schätzt es Prof. Michael Sterner von der Technischen Hochschule Regensburg in einem Podcast des Portals „H2-News“ ein. Sterner ist Professor für Energiespeicher, Energiewirtschaft, Wasserstoff und Erneuerbare Energien und kommentiert regelmäßig die Entwicklungen der Wasserstoff-Wirtschaft.

Voraussichtliche Regierungsparteien zum Thema Wasserstoff

Nach den Wahlen werden aller Voraussicht nach die beiden Parteien CDU und SPD Koalitionsgespräche aufnehmen, die bereits vor Ostern zur Bildung einer Regierungskoalition führen sollen, so jedenfalls der Wille vieler Beteiligter. Doch was sagen die Wahlprogramme der beiden Parteien zum Thema Wasserstoff? Der Energieträger findet in beiden Programmen häufig Erwähnung. Die CDU hat sogar ein ganzes Kapitel in ihrem Wahlprogramm dem Thema gewidmet.

Konkret analysiert Prof. Sterner die Wahlprogramme bei H2 News: „Die SPD will in ihrem Wahlprogramm Wasserstoffleitmärkte zum Beispiel über Mindestquoten beim Stahl fördern. Das deckt sich weitgehend mit der Position der CDU, die „Pioniermärkte” – mit Grünquoten für Gas, Heizöl und Stahl – etablieren möchte. Die Union will besonders die Industrie als Leitmarkt stärken, um zwei Probleme gleichzeitig anzugehen: die Deindustrialisierung in Deutschland stoppen und den Klimaschutz voranbringen.“

H2- und E-Fuel-Bedarf der deutschen Industrie

In der deutschen Industrie werde „definitiv eine Nachfrage nach Wasserstoff bestehen“, so Sterner. Auch das Thema E-Fuels könnte in Deutschland Fahrt aufnehmen, da CDU und SPD sich auf diesem Feld einigen könnten. Laut Experte Sterner könnten daher Bedarfe an E-Fuels im Verkehrssektor (Schwerlastverkehr, Schiff- und Luftfahrt) sowie bei Arbeitsmaschinen in Zukunft steigen.

Studie: Deutsche Energie-Unabhängigkeit mit Wasserstoff

Weitere positive Ausblicke bietet eine aktuelle Studie. Drei Tage nach der Bundestagswahl hat die norwegische Klassifikationsgesellschaft DNV ihren ersten „Energy Transition Outlook“ für Deutschland veröffentlicht. Darin prognostizieren die DNV-Experten, dass sich Deutschlands Energiemix drastisch wandeln wird. Bis 2050 werde der Anteil der Energieimporte an der Primärenergieversorgung von 70 % auf 27 % sinken, somit werde Deutschland seine Abhängigkeit von ausländischer Energie deutlich reduzieren. Kohleimporte werden um 99 % fallen, Ölimporte um 79 %, so die DNV-Studie. Stattdessen werde die Nachfrage nach Erdgas und Wasserstoff bis 2050 in gleichem Masse steigen. Deutschland werde nur ein Drittel seines Bedarfs an Wasserstoff selber produzieren können. Zwei Drittel des H2-Bedarfs werden importiert.

Deutsches Energiesystem sichert Versorgung zu guten Preisen

Deutschland mache bei der Umgestaltung seiner Energielandschaft große Fortschritte, heißt es in der DNV-Studie. Die geplante Klimaneutralität bis 2045 werde jedoch knapp verfehlt. Der CO2-Ausstoß werde bis 2045 um 89 % sinken und um 95 % bis 2050 (Vergleichsjahr: 1990). Die Politik stehe damit vor der Herausforderung, diese verbleibende Lücke zu schließen. Der Studie zufolge wird Deutschland bis 2050 46 % seines Energiebedarfs mit Strom decken – mehr als das Doppelte des heutigen Anteils von 19 %. Damit würde die Effizienz des Energiesystems erheblich steigen und der Primärenergieeinsatz im Vergleich zu heute um 33 % sinken. Ein wichtiger Punkt dabei: die Bezahlbarkeit. Diese bewertet Studienautor Claas Hülsen positiv: „Deutschland baut ein nachhaltigeres Energiesystem auf, das Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit im Gleichgewicht hält.“

Investitionen von 3,3 Billionen Euro in Energieinfrastruktur

Der Übergang werde in den kommenden 25 Jahren durch Energieinfrastruktur-Investitionen in Höhe von 3,3 Billionen Euro unterstützt. Das Kapital werde vor allem in drei Bereiche fließen: in den Ausbau von Anlagen für erneuerbare Energien, Wasserstoff und Speicher auf dem freien Markt; in regulierte Vermögenswerte wie Stromübertragungs- und Gas- & Wasserstoffnetze; sowie in Endverbraucher-Anlagen wie neue Heizungen und Photovoltaiksysteme auf Dächern. Zur Förderung dieser Investitionen brauche es jedoch eine langfristig verlässliche Regulierung, gezielte Subventionen und wirksame Maßnahmen zur Risikominderung.

Deutschland wird energieeffizienter und wettbewerbsfähiger

Die DNV-Studie geht davon aus, dass das Wachstum der erneuerbaren Energien mit einer deutlichen Steigerung der Energieeffizienz einhergeht. Die Energieintensität der Wirtschaft (Energieverbrauch pro BIP-Einheit) werde sich bis 2050 fast halbieren. Ebenso sinke der Energieverbrauch pro Kopf um mehr als 50 %.

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Die Energiepreise werde keinen Standortnachteil für die Industrie bringen. Energieintensive Branchen benötigten allerdings Unterstützung, um ihre Geschäftsmodelle gezielt auf Energieeffizienz, Elektrifizierung und CO2-Abscheidung (CCS) auszurichten. Nach den jüngsten Rekordpreisen für Energie würden diese Industrien in Zukunft zudem von fallenden Strompreisen profitieren. Dazu schreibt Remi Eriksen, Group President und CEO von DNV: „Die große Frage ist, ob all diese Vorteile zu vertretbaren Kosten erreicht werden können. Angesichts der außergewöhnlich hohen Gas- und Strompreise, die Deutschland in jüngster Zeit erlebt hat, bestehen hier natürlich Bedenken. Unsere Analyse zeigt jedoch: Die Energiewende ist für Deutschland bezahlbar.

Quelle: H2-News | Interview mit Prof. Michael Sterner

Quelle: Pressemitteilung DNV