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Deutsche Importstrategie für Wasserstoff: Finnland und Ostseeraum „wichtiger Baustein für die deutsche Wasserstoffversorgung“

26.07.2024

Die deutsche Bundesregierung hat ihre lang erwartete Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen. Neben dem Nordseeraum spielen Finnland und der Ostseeraum für den zukünftigen Wasserstoffimport nach Deutschland eine bedeutende Rolle.

Von Friedrich von der Hagen, AHK Finnland

Die deutsche Bundesregierung hat Ende Juli die lang erwartete Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen. Damit will Deutschland einen klaren und verlässlichen Rahmen schaffen für dringend benötigte Importe von Wasserstoff und -derivaten nach Deutschland.

Neben dem Nordseeraum spielen Finnland und der Ostseeraum in der deutschen Wasserstoff-Importstrategie eine bedeutende Rolle. „Der Ostseeraum ist aufgrund hoher Potenziale an Onshore- und Offshore-Windkraft sowie der guten Wasserstoffspeicherpotenziale ein weiterer wichtiger Baustein für die deutsche Wasserstoffversorgung“, heißt es in der Importstrategie. Zwei Pipelinevorhaben würden unter Einbindung aller EU-Ostsee-Anrainer derzeit entwickelt, beide sollen laut der Strategie die „Verbindungen zwischen Finnland und Deutschland herstellen“. Dies ist zum einen eine Offshore-Leitung durch die Ostsee („Baltic Hydrogen Collector“) sowie zum anderen eine Onshore-Leitung durch das Baltikum und Polen („Nordic Baltic Hydrogen Corridor“).

„Ein Großteil des deutschen Wasserstoffbedarfs wird mittel- bis langfristig durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden müssen. (…) Deutschland erwartet im Inland eine große und stabile Nachfrage nach Wasserstoff und Derivaten und ist ein verlässlicher Partner und Zielmarkt für Wasserstoffprodukte“, so Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz laut Pressemitteilung. So möchte Deutschland Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion in Partnerländern, für den Aufbau notwendiger Importinfrastruktur sowie auch für die deutsche Industrie als Abnehmer herstellen, so Habeck weiter.

Woher soll der Wasserstoff importiert werden?

Die Strategie benennt vier pipelinegebundene Importkorridore: Nordseeraum, Ostseeraum, Südwesteuropa und Südeuropa. Laut der Importstrategie möchte die Bundesregierung neben dem transeuropäischen Netzaufbau auch Import- und Infrastrukturprojekte entlang eben dieser Wasserstoffimportkorridore vorantreiben. Den Ausgangspunkt der Korridore bilden grenzüberschreitende EU-Infrastrukturvorhaben, PCI bzw. Projects of Mutual Interest (PMI). Diese Infrastrukturprojekte verbinden die Energiesysteme der EU-Mitgliedstaaten und ggf. angrenzen der Regionen miteinander. Beide mit Finnland verbundenen Projekte, die geplante Offshore-Pipeline „Baltic Hydrogen Collector“ sowie die Onshore-Verbindung „Nordic Baltic Hydrogen Corridor“ haben im April 2024 PCI-Status von der EU erlangt.

Wieviel Bedarf an Wasserstoff hat Deutschland?

Die Bundesregierung geht von einem nationalen Bedarf an Wasserstoff und dessen Derivaten in Höhe von 95 bis 130 TWh im Jahr 2030 aus. Dabei müssen voraussichtlich rund 50 bis 70 % (45 bis 90 TWh) aus dem Ausland importiert werden. Es ist davon auszugehen, dass der Importanteil nach 2030 weiter steigt. Nach ersten Einschätzungen könnte sich der Bedarf bis zum Jahr 2045 erheblich erhöhen – auf 360 bis 500 TWh an Wasserstoff sowie etwa 200 TWh an Wasserstoffderivaten erhöhen. Der Großteil der Importe soll nach dem Willen der Bundesregierung grüner, aus erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff sein.

Diese Bedarfe entstehen nach derzeitigem Kenntnisstand – insbesondere bis 2030 – v. a. in der Stahlindustrie, der Grundstoff- und Petrochemie, in der Mobilität und Logistik sowie im Kraftwerkssektor, sowohl durch die Substitution von heute fossil gedeckten Bedarfen als auch durch neue Herstellungsprozesse.

Warum eine deutsche Importstrategie?

Ziel der Importstrategie ist es laut Bundesregiering, den erwarteten Wasserstoffbedarf durch Importe zu sichern und durch Diversifizierung der möglichen Lieferanten eine resiliente Versorgung zu gewährleisten, um eine Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft zu erreichen und Klimaschutzziele einzuhalten. Neben enger Kooperation mit europäischen Partnern zu regulatorischen Fragen, Erzeugungspotentialen und Infrastruktur, arbeitet die Bundesregierung auch international mit einer Vielzahl an Partnerländern, -regionen und Akteuren zusammen. Dazu kooperiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen der mehr als 30 Klima- und Energiepartnerschaften und Energiedialoge. Zudem wurden in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Partnerländern explizite H2-Abkommen geschlossen.

Die Bundesregierung verfolgt dabei den parallelen Aufbau von Importinfrastrukturen für Pipeline- und Schiffstransporte. Für Transporte per Schiff, Schiene oder Straße kommen unter anderem Wasserstoffderivate in Frage.

Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz

Mehr Informationen:

Friedrich von der Hagen

+358 50 320 9850

friedrich.vonderhagen@dfhk.fi